Musik als Protest und Ausdruck des Ichs in der Wirklichkeit
An dieser Stelle soll nun anhand von Musikbeispielen versucht werden, sich den Befindlichkeiten der Jugendlichen, welche sich nicht unbedingt an den schon beschriebenen Demos und Protesten beteiligten, zu nähern.
Denn wie schon in „Kein Freispiel drin“ beschrieben, wurden hier - und gerade in der alternativen Musik - die Befindlichkeiten der (nicht gehörten) deutschen Jugend ausgedrückt. Die in den Songs beschriebenen Umstände, und waren sie teilweise noch so abstrakt dargestellt, rührten dabei immer auch aus ihrer eigenen engeren Umgebung und Wahrnehmung her. Somit waren auch Songs, die sich mit der Innerlichkeit der Künstler selbst befassten, zwar zunächst subjektiv, ließen sich aber doch auch auf weitere Kreise in den Jugendszenen als "Ich in der Wirklichkeit" projizieren.

Bein: Der Ur-Punk mit dem ersten Punk Deutschlands
und damit quasi die Initialzündung für diese Bewegung
in der BRD. (Bildquelle: http://bit.ly/YtTOOd)
Deutlich wird dies auch, da viele der hier beschriebenen Bands der deutschen Post-Punk-Szene zu zurechnen sind.
Post-Punk entstand unmittelbar nach der "Punkexplosion"
1977, welche eigentlich nur ein halbes Jahr dauerte. Im
Vergleich zum allgemein bekannten, klassischen Punk hatte der
Post-Punk einen aber höheren Anspruch:
"Links-Sein" und Klassenkampf bleiben im Vokabular und im
Denken, nur wird die Revolution in anspruchsvollere, teilweise
komplexe rhythmische und groovende Strukturen gekleidet. Alles
klingt irgendwie nervös, oft auch aufgrund der neuen
musik-technischen Möglichkeiten industriell und
experimentell.
Somit gaben schon die Song-Strukturen an sich die Hektik,
Bedrücktheit, Unentschlossenheit und die Suche nach dem
richtigen Leben im Falschen den Zustand der Protagonisten
wieder. Eben das
Ich und die Wirklichkeit.
Diesen Aspekt wollte ich ursprünglich auf den hier folgenden
Webseiten anhand von Songbeispielen verdeutlichen.
Zwar gaben mir die im Impressum erwähnten Künstler die
Erlaubnis, ihre Musik hier beispielhaft zu veröffentlichen,
jedoch machen es einem Anwälte in diesen Zeiten nicht allzu
leicht.
Daher noch viel viel viel mehr Dank jenen, welche im Impressum aufgeführt sind!
An dieser Stelle sei hier deshalb nur, neben den weiterführenden Links zur rechten, auf die hierfür prägenden Artikel von Alfred Hilsberg verwiesen:
- Neue Deutsche Welle - Aus grauer Städte Mauern
- Dicke Titten und Avantgarde - Aus grauer Städte Mauern (Teil 2)
- Macher? Macht? Moneten? - Aus grauer Städte Mauern (Teil 3)
- Punk-Schlacht an der Mauer
Somit waren jene (Underground- bzw. Alternativ-) Szenen ebenfalls Quasi-Protest-Bewegungen. Und das schon aufgrund ihrer Andersartigkeit der Wahrnehmung der Umstände und deren Ausdruck in deutlicher/deutscher Sprache und gewollt (aufgrund des DIY-Prinzips) "dilletantischen" einfachen Musik.
X-9200: Dilettantisch aber visionär!
"Der hat ja bei Xerox gearbeitet und hat da rote
Klebebänder mitgenommen. Da stand drauf: "X-9200". Das haben
wir uns alle auf die Lederjacken geklebt, einmal um den Arm,
dass wir so ein nazimäßiges rotes Ding hatten."
- Gabi Delgado
"Das war Verpackungsmaterial. Das stand palettenweise im
Verpackungsmateriallager. Leuchtorange. Das haben wir dann
universell eingesetzt."
- Peter Hein
"Langsam entstand so was wie eine Bande. Das waren
Monroe, wie sich Bielmeier damals nannte, Janie, also Peter
Hein, und ich. Wir waren sehr geistesverwandt. Wir wollten
irgendetwas zusammen bewegen. Wir waren eine Spur
intelligenter. Hatten mehr Visionen."
- Gabi Delgado
"Und es ging auch überhaupt nicht darum, dreckig zu sein.
Es ging eher um: hellwach sein und besser und schneller als der
Rest. Also nicht betäubend, sondern mitkriegen, was los
ist."
- Thomas Schwebel